Manchmal fragte ich mich wirklich, wo die Zeit geblieben war, denn erst gestern hatte ich mit Bastien Emails getauscht und nun saß ich hier. Vielleicht war es auch eine dumme Idee gewesen, denn er hatte nicht mehr darauf geantwortet, was ich eigentlich auch als Absage ansehen konnte. Würde ich wirklich den ganzen Abend hier alleine verbringen? Nachdem ich hier angekommen war, hatte ich mir einen Daiquiri bestellt, mit dem ich mich dann in eine Eckniesche verzogen hatte. Was tat ich eigentlich nochmal genau hier? Und wieso wollte ich ihn überhaupt wiedersehen? Er war egozentrisch, herrisch und schien in mancherlei Hinsicht keine Manieren zu haben. Eigentlich war es doch genau das Gegenteil von dem, was ich wollte. Doch trotzdem saß ich hier, nippte an meinem Glas und sah mich immer wieder um, ob er nicht vielleicht doch zur Türe herein kommen würde. Viele Blicke hatte ich schon auf mich gezogen, denn eine Frau wie ich alleine hier sitzen zu sehen, war dann doch ein etwas seltener Anblick. Daher versuchte ich auch nicht so zu wirken, als wäre ich einsam oder sowas, denn sonst hatte ich schneller jemanden am Hals, als mir lieb war. Inzwischen trank ich schon meinen zweiten Daiquiri und hatte es aufgegeben zur Türe zu sehen. Bastien würde nicht kommen. Immerhin saß ich nun schon über eine halbe Stunde hier und zu warten machte es auch nicht besser. Was hatte ich mir nur gedacht? Es war eine dumme Idee gewesen und ich nahm mir vor nach dem Drink zu gehen, mich in meinen Lieblingspyjama zu schmeißen und fern zu sehen. Das war alles besser als hier zu sein. °Gott Amelie, manchmal hast du wirklich dumme Ideen und machst dem Klischee der Blondinen alle Ehre." Und hätte es mir nicht noch gefehlt, kamen nun zwei Typen an meinen Tisch und setzten sich ohne zu Fragen mir gegenüber um mich an zu graben. Na wunderbar.

°Wäre ich doch nur zu Hause geblieben°, dachte ich so vor mich hin und zwirbelte eine Strähne meines blonden Haares zwischen meinen Fingern hin und her. Inzwischen bereute ich es, ihm meine Karte gegeben zu haben und dann auch noch auf die Idee gekommen zu sein, mich mit ihm zu treffen. Ich hätte wissen müssen das er nicht kommen würde und das er jetzt wahrscheinlich da sitzt und daran denkt, das ich mich zum Affen gemacht habe. Doch leider kam ich hier nicht mehr weg, denn diese beiden Idioten hatten sich zu mir gesetzt, die so gar nicht mein Typ waren, aber das schien die beiden nicht zu interessieren. Sie hielten mich für eine hübsche, aber dumme Blondine und sie waren wirklich der Auffassung, das ich mich auf sie einlassen würde, nur weil sie mir anzügliche Blicke zuwarfen und Komplimente machten. Hielten die Männer uns wirklich für so blöd? Vor allem wollte ich gar nicht wissen was sie mit mir oder mit einer anderen Frau vor hatten, denn das sie zu zweit waren ließ ja jede Menge Möglichkeiten offen. Jedoch wollte ich einfach nur das sie verschwanden, sodass auch ich gehen konnte, aber diesen Gefallen taten sie mir nicht. Wie sollte ich also jetzt wieder hier raus kommen. Hilfe war nicht zu erwarten, von wem auch, ich kannte ja hier niemanden und daher sagte ich der Bedienung die an unseren Tisch kam überdeutlich, das ich zahlen wollte. Vielleicht verstanden sie ja so den Wink mit dem Zaunpfahl. Doch plötzlich veränderte sich etwas in der Atmosphäre und als ich zur Bar hinüber sah, stand dort Bastien und schien sich köstlich zu amüsieren. Er war also gekommen, aber Anstalten mir zu helfen machte er nicht. Ja, das machte mir sauer und daher stand ich einfach auf und sah die beiden an. "Sucht euch jemand anderes. Ich bin garantiert nicht die Richtige dafür." So quetschte ich mich an beiden vorbei und lief zur Bar, direkt neben Bastien, ohne ihn anzusehen. "Ich möchte zahlen", sagte ich noch einmal zur Kellnerin, die gerade ein paar Getränke auflud und sie meinte, sie würde gleich kommen. In dem Moment war es mir egal, das ich mich wie eine Jugendliche verhielt, aber ich war sauer und das es mich verletzt hatte wollte ich mir weder eingestehen noch zugeben.

Da war er wohl zu langsam gewesen, denn ich war auch keine Frau, die man so lange warten lassen konnte. Daher würdigte ich ihn auch keines Blickes und sah stattdessen gerade aus zur Kellnerin und dann auf den Barkeeper, als Erstere erst einmal einige Bestellungen weg bringen musste. Verdammt, wieso hatte sie nicht erst abkassieren können. Denn natürlich nutzte Bastien sofort die Gelegenheit um mich anzusprechen. Jetzt konnte er das auf einmal, soso, doch gerade hatte er mich lieber bei diesen Vollidioten sitzen lassen. Vielleicht machte es ihm auch Spaß mich zu ärgern und genau das war sein einziges Ziel. Erst kam er zu spät und dann sah er lieber dabei zu anstatt mir zu helfen. °Schluss jetzt!°, ermahnte ich mich selbst und schluckte einmal, bevor ich ihm antwortete. "Das hast du ganz richtig erkannt, Bastien." Doch immer noch ließ die Kellnerin auf sich warten, weswegen ich schon mal meinen Geldbeutel aus meiner Tasche fischte, zumindest versuchte ich das, denn er legte seine Hand darauf und hielt mich davon ab. Jetzt war es ihm also auf einmal Wichtig ob ich da war oder nicht. Dieser Mann war wirklich schlimmer als alles andere, was ich je zuvor erlebt hatte. Und natürlich ging es darum, das er nichts getan hatte, denn ich fand das man mir sehr gut hatte ansehen können, das ich nicht von den beiden belästigt hatte werden wollen. Aber sei es drum, so war es nun einmal und ohja, ich hatte wirklich vor ihn stehen zu lassen, auch wenn das noch niemand zuvor getan hatte. Dann würde er gleich wissen, wie sich das anfühlte. Doch leider machten mir diese beiden Kerle erneut einen Strich durch die Rechnung, denn als ob es nicht genug gewesen wäre, standen sie plötzlich neben mir und drängten Bastien zur Seite. >So eine Schönheit wie dich können wir doch nicht einfach so gehen lassen. Komm schon Süße, zier dich nicht so. Wir wissen doch, das du es auch willst.< Achja, woher wollten die beiden denn das wissen? Und zu allem Übel legte der eine mir auch noch seine Hand auf meinen Hintern. In diesem Moment wünschte ich mir einmal nicht so gut auszusehen, wie ich es tat, denn das war nicht immer ein Segen. Und auch wenn ich Psychologin und all das war, so war es für mich doch nicht so leicht, mich gegen zwei Männer zur Wehr zu setzten, vor allem, wenn es solche Schränke waren. Wieder ein Beweis dafür, das ich heute nicht hätte herkommen sollen, auch wenn ich mich seltsamerweise auf das Treffen gefreut hatte.

Ich war eben nicht wie andere Frauen, aber das dies ihm erst jetzt klar zu werden schien, das wunderte mich doch sehr. Dabei hatte ich ihm doch schon an den letzten Begegnungen gezeigt, das ich ganz anders war. Aber gut, besser spät als nie. Meine Probleme dehnten sich nun aber weiter aus und hatten rein gar nichts mehr mit Bastien zu tun. Wieso konnten die beiden mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich hatte ihnen doch schon klar und deutlich gemacht, das ich kein Interesse hatte. Also warum die neuen Bemühungen. Dabei wurden sie auch noch aufdringlich und ich wusste nicht mehr, was ich nun tun sollte. Zwei Männer gegen mich, da konnte ich ja nur verlieren. Doch plötzlich mischte sich Bastien ein, schubste den einen beiseite und machte sich nun an dem zweiten Kerl zu schaffen, sodass ich eng an die Bar gepresst da stand. Oh nein, ich wusste schon worauf das hinaus laufen würde und ich konnte rein gar nichts dagegen tun, denn wenn ich mich jetzt einmischen würde, dann würde ich es sein, die eine ab bekam. Daher blieb ich wie gelähmt stehen, hörte was Bastien sagte, wie er mich praktisch verteidigte und für einen Moment fragte ich mich, wieso er das überhaupt tat. Doch die Antwort hatte ich schnell, denn er war vielleicht sehr auf sich bezogen, doch er wusste, das man so nicht mit Frauen umging. Alles ging plötzlich so schnell, sodass ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. "Bastien!", konnte ich nur rufen, als sich der Erste an ihn dran hängte und sie zu zweit auf ihn los gehen. Sofort sah ich zum Barkeeper und herrschte ihn etwas panisch an. "Hab ihr hier keine Security??!!!" Sofort lag mein Blick wieder auf den Kämpfenden und nun hatte Bastien die Oberhand, denn er war es nun, der Austeilte und einige weitere Schrecksekunden lang hielt ich die Luft an, denn wenn nicht bald etwas passierte, würde das hier noch böse Enden. Immer wieder kassierte Bastien Schläge ins Gesicht, bis endlich die Security kamen und die Kämpfenden auseinander zogen. Die beiden anderen wurden sofort raus gebraucht und nachdem ich aus meiner Starre erwacht war, kniete ich mich sofort neben Bastien, der inzwischen auf dem Boden lag. "Verdammt...", murmelte ich, als ich sein Gesicht sah und fuhr vorsichtig und sanft über sein Verletztes Gesicht. "Das sieht nicht gut aus." Langsam half ich ihm auf die Beine und schüttelte nur den Kopf, denn so hatte der Abend ganz gewiss nicht verlaufen sollen, aber wann lief schon mal etwas so, wie man es wollte? "Kannst du laufen? Gut, dann komm." Ich legte einen Arm von ihm über meine Schulter und schnappte mir meine Handtasche. Um den Drink machte ich mir nun keine Sorgen mehr, denn das war mir egal. Sollten sie mich doch aufhalten deswegen, was aber keiner tat. "Ich wohne nicht weit weg. Komm, so können wir hier nicht bleiben." Und oh wunder, Bastien gab keine Widerworte und so schaffte ich ihn aus dem Club heraus, sodass wir uns auf den Weg zu mir machen konnten. Die Nachtluft war Kalt, aber diesen Schrank von Mann hier an meiner Seite zu haben, gab dann doch etwas wäre. Seltsam wie sich Situationen manchmal verändern konnten, aber so wie er nun aussah hatten wir nicht im Club bleiben können. Kurze Zeit später standen wir auch schon vor meiner Wohnung, die ich aufschloss und ihn mit hinein nahm.

//Du kannst in meiner Wohnung posten :D