#1

Saal

in Hotel 28.10.2012 01:02
von Amelie Noelle Lacroix • 153 Beiträge

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#2

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 01:49
von Amelie Noelle Lacroix • 153 Beiträge

Der gestrige Tag war schnell vorüber gegangen, denn nach der interessanten Begegnung in der Boutique, hatte ich alles für heute Abend vorbereitet. Doch immer wieder hatte ich daran zurück denken müssen, bis ich es mir schließlich selbst verboten hatte. Ich musste mich konzentrieren, konnte mich nicht ablenken lassen, denn immerhin hatte ich die Spendenveranstaltung organisiert und wollte, das heute Abend viel Geld für die Kindern in den Heimen von Paris gesammelt wurde. Nicht immer richteten sich meine Projekte auf Probleme in der dritten Welt sondern auch auf die Armut und alles, was direkt vor unserer Türe passierte. Diese Kinder hatten das genauso nötig wie andere auch und daher würde das Geld dieses Mal in Frankreich bleiben. Den ganzen Tag über war ich dabei gewesen die verschiedensten Leute anzuweisen, was sie zu tun und zu lassen hatten, wo was hin kam und wie alles ablaufen würde. Es war eine Tanzveranstaltung, weshalb auf der Bühne auch schon alles von der Band aufgebaut wurde, die heute Abend spielen würde. Viele würden eine Rede halten zwischen den Tanzstücken und auch ich würde eine von ihnen sein, denn da kam ich nicht drum herum. Mir bedeuteten diese Veranstaltungen sehr viel, aber ich hielt mehr von einem persönlichen Gespräch als von einer Ansprach vor der ganzen Menge. Kurz war ich noch mal nach Hause gefahren, hatte mich geduscht und gerichtet, wobei ich mir noch ein paar Gedanken zu dem gestrigen Nachmittag machte. Wieso hatte ich mich nur auf dieses Spiel eingelassen und ihm nicht gleich gesagt, das ich dort nicht arbeitete? Um ehrlich zu sein, wusste ich es selbst nicht, nur eben das er mich gerade zu dazu verleitet hatte mit seiner Art. Doch nun widmete ich mich wieder mir selbst, machte mir meine Haare und schminkte mich dezent. Das gelbe Kleid, das ich mir gekauft hatte, stand mir wirklich ausgezeichnet und so stand ich nur wenig später wieder im Saal des Hotels, der sich langsam aber stetig mit Gästen füllte. Hier und da begrüßte ich einige Herrschaften und Damen, die ich kannte und auch welche, die ich noch nie gesehen hatte. Ich wurde in Smalltalk verwickelt, denn ich natürlich nicht abschlagen konnte. Immer mehr Menschen kamen nun und plötzlich wurde ich von etwas silbernem Abgelenkt, das nicht weit von mir entfernt war. Eine silberne Krawatte! Unweigerlich rutschte mein Blick höher und da er kannte ich den Mann von gestern aus der Boutique. Doch ich war noch im Gespräch und so wendete ich mich wieder meinem Gesprächspartner zu, was aber nicht bedeutete das ich Bastien aus den Augen lies.




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#3

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 02:21
von Bastien Delon • 52 Beiträge

Der heutige Tag im Büro war ereignisreich wie jeder andere Arbeitstag in meinem Leben und verlangte mir wieder einmal einiges an Energie ab. Was würde ich dafür geben heute Abend einfach mal ein paar Stunden zu Hause auf der Couch und vor dem TV zu verbringen, ein leckeres Bierchen in der Hand und an nichts denken müssen. Aber am heutigen Abend stand mir mehr oder weniger das genaue Gegenteil bevor. Ich nahm die Spendengala zwar sehr ernst und es war mir wichtig, dass auch dieses mal wieder ein dicker Scheck zu Gunsten der Kinder über den Tisch wanderte, aber diese öffentliche Auftritte konnte ich überhaupt nicht leiden. Meistens schickte ich einen meiner Mitarbeiter zu diesen Veranstaltungen und organisierte nur im Hintergrund alles Notwendige, so war es an diesem Abend jedoch nicht anders möglich. Noch im Büro zog ich mich um, machte mich frisch und stieg in meinen Wagen um auf direkten Weg zu dem Hotel zu fahren, in dem das Ganze statt fand. Eine gewisse Miss Lacroix organisierte das Event und ich hatte keinen blassen Schimmer wer das überhaupt war. Einfach zusammen reissen, nett und höflich sein, ein bisschen Small Talk hier und da, das sollte doch kein Problem sein. Am Eingang des Hotels erwartete mich meine Begleitung. Aline war groß, schlank und hatte langes schwarzes Haar. Passend zu meinem Anzug trug sie heute ein langes dunkelblaues Abendkleid und auch wenn ihr Blick bereits alles sagte als sie mich sah, schenkte ich ihr nur so viel Aufmerksamkeit wie unbedingt notwendig. Ich begrüßte sie mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange und reichte ihr meinen Arm, um dann endlich das Hotel und den Saal des Geschehens zu betreten. Der Raum war geschmackvoll dekoriert und die Gäste schienen sich gut zu amüsieren. Sofort reichte uns einer der Kellner ein Glas Champagner, den ich dankend annahm, wie sollte ich den Abend sonst auch ohne überstehen. Kaum nahm ich den ersten Schluck zu mir, wurden wir in das erste Gespräch verwickelt. Der ältere Herr war mir bestens bekannt, denn viel zu oft wollte er mit mir ins Geschäft kommen, doch seine Vorstellungen waren mir nicht ganz geheuer, weshalb ich auch heute Abend keinerlei Ambitionen hatte daran etwas zu ändern. Egal wie hoch mein Alkoholspiegel noch steigen wurde. Ich band Aline geschickt ins Gespräch mit ein und zog mich wenig später geschickt zurück und schlängelte mich durch die herum stehenden Gäste hinüber an die Bar. "Einen Scotch bitte. Ihren besten, wenn möglich." Ich sollte gleich mit den stärkeren Sachen beginnen und wartete auf mein Getränk. Musternd glitt mein Blick an mir herunter und der Anblick meiner auffälligen Krawatte zauberte mir heute Abend zum ersten mal ein Lächeln auf die Lippen. Seltsame Geschichte, hallte es in meinem Kopf wieder. Dass ich die ganze Zeit über beobachtet wurde, entging mir dabei völlig.

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#4

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 11:18
von Amelie Noelle Lacroix • 153 Beiträge

Wirklich viele schienen der Einladung zur Veranstaltung heute Abend gefolgt zu sein und unter ihnen erkannte ich auch viele Geschäftsmänner mit ihren Frauen, von denen ich wusste, da sie nur zu gerne spendeten. Das war ja auch der Sinn der Sache, aber man konnte nie wissen, wer wirklich kam und wer nur einen Vertreter schickte, damit jemand anwesend war und den jeweiligen Konzern repräsentierte. Jedoch ging es hier um die Kinder in Paris und dies schien vielen sehr am Herz zu liegen, weshalb sie persönlich erschienen. Lächelnd begrüßte ich noch weitere Leute, denn natürlich erkannten sie mich sofort, da ich keines falls ein unbeschriebenes Blatt war. Ich war eine der angesehensten Psychologen in diesem Land, da ich Patienten bei mir hatte, die in den höhsten Kreisen beschäftigt waren. Bessere Werbung konnte es für mich gar nicht geben, aber heute Abend ging es nicht um mich, sondern um die Kinder, auch wenn das einige der Gäste anders sahen. Sie überschütteten mich mit Komplimenten für meine herausragende Arbeit und mein Engagement, das ich immer wieder an den Tag legte. Einige fragte mich, wie ich das nur schaffen würde, aber darauf zuckte ich immer nur geheimnisvoll mit den Schultern. Natürlich lag es daran, das ich kaum Freizeit und keinen Partner an meiner Seite hatten, denn sonst würde meine Planung wohl etwas anders ausfallen. Doch nun hatte die Bastien entdeckt, der mit seiner silbernen Krawatte sehr viele bewundernde Blicke auf sich zog, aber das hatte ich auch schon gewusst, als ich ihm diese Krawatte gestern ans Herz gelegt hatte. Das ich ihn so schnell oder eher überhaupt wiedersehen würde, damit hatte ich nicht gerechnet und schon gar nicht auf einer meiner Veranstaltungen. Dieser Mann interessierte sich also auch für den guten Zweck, oder er war nur her gekommen, weil er es musste. Von diesen Leuten gab es hier auch ein paar und man sah es ihnen direkt an, das sie sich etwas viel besseres vorstellen konnten, als hier zu sein. Mit den Augen folgte ich ihm zu Bar, wo er sich etwas zu trinken bestellte und auch genau dort stehen blieb. "Entschuldigen sie mich einen Moment?", sagte ich höflich zu meinem Gegenüber und machte mich selbst daran, zur Bar zu gehen. Seine Begleitung, mit der ich ihn gesehen hatte, hatte er wohl irgendwo untergebracht, denn sie war nicht bei ihm und er sah auch nicht so aus als würde ihn das wirklich stören, da sie nicht da war. Lächelnd gesellte ich mich neben ihn an die Bar und sah erst kurz den Barkeeper an. "Einen Gin Tonic bitte." So drehte ich mich etwas zu ihm um, um ihn ansehen zu können. "Sie tragen wirklich eine sehr eindrucks- und stilvolle Krawatte. Die Frau, die sie für sie ausgesucht hat, muss wirklichen einen sehr guten Geschmack haben." Nun war ich gespannt, wie er reagieren würde, denn ich wusste ja nicht, ob er nach der Aktion gestern sauer oder belustigt gewesen war.




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#5

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 14:39
von Bastien Delon • 52 Beiträge

Den Scotch bekam ich prompt serviert und meine Laune hob sich mit dem Blick auf das zu einem Viertel gefüllte Glas noch etwas an. Ich lehnte mit dem Rücken an der Bar und beobachtete das rege Treiben der High-Society an diesem Abend. Dabei fielen mir besonders diese neureichen Angeber auf, mal sehen wie lange das mit deren Reichtum gut ging oder ob sie diesen schneller wieder los waren als ihnen lieb war. Eigentlich könnten sie für mich so etwas wie potenzielle neue Kundschaft werden, wenn ich so recht darüber nachdachte. Nachdenklich legte ich die Stirn in Falten und ließ das Glas Scotch in meiner Hand kreisen. Erst Alines Blick riss mich aus meinen Überlegungen und schnell drehte ich ihr und dem Rest der Gesellschaft den Rücken zu und zog die hochprozentige Brühe in meinem Glas in einem Schluck hinunter. "Noch einen, bitte." Wies ich den Barkeeper an ohne meinen Blick zu heben und als neben mir eine Person auftauchte, sah ich schnell zur anderen Seite. Was erlaubte sich Aline auch einfach zu mir an die Bar zu kommen, wenn mir nach ihr oder irgendwelchem Small-Talk war, würde ich schon wieder zu ihr zurück kommen. Gerade als ich mich wieder herum drehen wollte um ihr eine genervte Standpauke zu halten, ertönte diese mir doch irgendwie bekannte Stimmte. Überrascht hob ich die Augenbrauen und riskierte einen Blick auf die Dame neben mir. Ach, schau an, wen haben wir den da? Mir war gar nicht bewusst, dass an einem solchen Abend auch irgendwelche Hochstapler eingeladen waren. Die Veranstalterin sollte beim nächsten Event lieber noch mal eingängiger ihre Gästeliste überprüfen. Ich lächelte Amelie trocken an und kurz war ich versucht ihre provokative Bemerkung einfach zu überhören und mich mit meinem Scotch aus dem Staub zu machen, doch eigentlich wollte ich das gar nicht. Wenn das hier also so etwas wie der einzige Lichtblick an diesem Abend werden sollte, warum dann nicht darauf einsteigen. Selbstbewusst war ich doch alle mal mehr. "Scheint so als wüssten Sie wovon Sie sprechen. Und ja, die Frau hat definitiv Geschmack." Meine Augen funkelten sie an als diese viel zu auffällig über das gelbe Abendkleid, welches sie gekonnt in Szene setzte, schwebten. "Heute gar keine Spätschicht in der noblen Boutique? Lieber schnorren Sie sich zur Abwechslung mal hier durch, hm?" Ohne mit der Wimper zu zucken, lehnte ich einen Arm auf der hohen Theke der Bar ab und tastete mit der Hand nach meinem neuen Glas Scotch, das der Barkeeper gerade herüber schob.

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#6

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 14:55
von Amelie Noelle Lacroix • 153 Beiträge

So etwas konnte man doch wirklich Schicksal nennen, das ich diesen Mann an zwei aufeinanderfolgenden Abenden traf, wenn auch wirklich unbeabsichtigt. Eigentlich hatte ich das gestern nur getan, weil ich mir sicher gewesen war, ihn nie wieder zu sehen, aber nun stand er hier und als er mich erkannte, schien er genauso überrascht zu sein wie ich. Tja aber der Anzug stand ihm wirklich verdammt gut und und innerlich klopfte ich mir stolz auf die Schulter. Immerhin ein kleiner Erfolg, auch wenn ich seine Miene jetzt nicht deuten konnte. Was dachte er nun über mich? Sichtlich erfreut schien er jedenfalls nicht zu sein, also hatte ihm meine kleine Einlage gestern nicht gefallen. Beschweren konnte er sich allerdings nicht darüber, denn immerhin hatte ich ihm nicht irgendeinen Schrott angedreht, sondern wirklich Sachen, die zu ihm passten. Von daher musste der Einkauf mehr als gelungen gewesen sein. Der Barkeeper reichte mir meinen Gin Tonic, aus dem ich sogleich einen Schluck trank. "Schön da sie es auch erkennen, das ich einen sehr guten Geschmack habe. Mit der Krawatte sind sie auf jeden Fall der Hingucker des Abends. Abers hätte ich sie wahrscheinlich auch nicht erkannt." Trotz das er sich auf ein Gespräch mit mir einließ, war er immer noch distanziert, als wüsste er nicht, wie er wirklich damit umgehen sollte. Doch mit dem was er nun zu mir sagte hatte ich nicht gerechnet und ich zog fragend eine meiner perfekt geformten Augenbrauen in die Lüfte. "Sie haben mich doch erst zu einer Angestellten in dieser Boutique gemacht. Was wollten sie nochmal von mir? Achja diesen Gürtel hier." Mein Blick glitt an seinem Körper hinab und blieb an seinem Gürtel hängen. Doch bevor ich noch etwas sagen konnte zum Thema schnorren, kam schon ein älterer Herr zu mir, der ebenfalls schon bei mir in Therapie gewesen war, wegen seiner verstorbenen Frau. > Mademoiselle Lacroix, wie schön sie zu sehen. Ein sehr gelungenes Ambiente. Ich hoffe sehr, das sehr viele Spenden für die armen Kinder gesammelt werden. Auch ich werde natürlich spenden.< Sein Blick glitt zu Bastien, der ja immer noch neben mir stand. >Hat sie das nicht einfach perfekt organisiert. Sie setzt sich so für die sozial schwachen Schichten ein, dabei hat sie doch alle Hände in ihrer Praxis zu tun. Aber genug geplaudert, ich wollte sie nicht stören. Noch einen schönen Abend." Er verabschiedete sich von mir mit einem Handkuss, sodass wir wieder alleine an der Bar zurück blieben. Lächelnd sah ich Bastien in die Augen, denn er schien etwas verwirrt zu sein, zumindest war es der selbe Blick, den ich gestern schon an ihm gesehen hatte. "Ich denke das Erklärungen zum Schnorren überflüssig sind, oder?" Noch einmal nahm ich einen Schluck aus meinem Glas, bevor ich ihm die Hand reichte, um mich richtig vor zu stellen. "Meine Name ist Amelie Lacroix, Psychologin und Schirmherrin dieser Charityveranstaltung."




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#7

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 15:25
von Bastien Delon • 52 Beiträge

Im Grunde genommen lag sie natürlich vollkommen richtig. Es war meine Schuld gewesen, dass diese verworrene Situation am gestrigen Nachmittag entstehen konnte. Aber von so etwas wie Schuldeingeständnissen hielt ich gerade in diesem Augenblick nicht sehr viel. Niemand hat sie dazu gezwungen mir nach dem Gürtel noch Hemd und Krawatte hinter her zu tragen. Ich würde mal schwer behaupten, sie hatte das Spielchen genossen. Und jetzt den Unschuldsengel miemen, jaja, das war wieder einmal typisch. "Haben Sie gestern nicht schon genügend Komplimente ausgeteilt? Um ehrlich zu sein frage ich mich, ob auch nur eines davon ernst gemeint war oder auf Ihr unglaubliches Schauspieltalent zurück zu führen ist." Meine Worte waren schroff und mein Tonfall nicht wesentlich besser, doch die Situation veränderte sich augenblicklich als dieser ältere Mann zu uns herantrat und Amelie Honig um den Mund schmierte. Mit viel Argwohn lauschte ich seinen Worten und verzog den Mund zu einem gespielt freundlichem Lächeln, als nun auch noch ich in dieses Geschleime einsteigen sollte. Doch weit gefehlt, kein weiteres Wort verlor ich bis dieser ältere Herr wieder verschwunden war. Dank seiner ausschweifenden Worte wusste ich nun also wen ich da vor mir stehen hatte, die Veranstalterin selbst. Na gut, ich musste mir eingestehen, dass mich dieser Umstand beeindruckte, aber das musste sie ja nicht unbedingt mitbekommen. Ich schob den Scotch beseite und reichte ihr die Hand, denn auch wenn ich manchmal etwas ungehobelt wirkte, steckten dennoch ein paar Manieren in mir. "So trifft man sich wieder, Amelie. Bastien Delon von Delon Investments, vielleicht schon mal gehört, schließlich schicken wir Ihnen zwei mal im Jahr einen kleinen Scheck mit Spenden." Man konnte sich wohl kaum schlimmer ausdrücken und mehr herunter spielen, einem wäre der gute Zweck nicht wichtig. Denn auch wenn meine Worte nicht den Anschein machten, war mir der wohltätige Zweck wichtig, um genau zu sein sehr wichtig. Aber ich schmückte mich nur ungern mit irgendwelchen Lorbeeren in dieser Richtung und leider begriff ich es oftmals nicht, einfach mal die Klappe zu halten. "Und zu welchem Ergebnis sind Sie sonst noch gekommen?" Damit spielte ich auf ihren Beruf als Psychologin an und der Tatsache, dass sie mein verkorkstes Wesen doch sicherlich schon analysiert hatte.

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#8

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 15:45
von Amelie Noelle Lacroix • 153 Beiträge

Nein das stimmte, niemand hatte mich dazu gezwungen, denn ich hätte auch alles sofort klar stellen können, aber irgendetwas hatte mich einfach daran gereizt diese Verwechslung auszunutzen und einmal in die Rolle einer Verkäuferin zu schlüpfen. Jedoch sollte er vielleicht das nächste Mal darauf achten, ob die Person die er ansprach ein Namenschild trug oder nicht, denn daran hätte ihm auffallen können, das ich gar nicht zu diesem Laden gehörte und lediglich nur zum Einkaufen dort gewesen war. "Kann sein, das ich das getan habe. Aber ob ich es wirklich ernst gemeint habe... Was denken sie?" Natürlich hatte ich es ernst gemeint, aber da er es mit seiner Art geradezu darauf anlegte, da ich ihm nicht alles brühwarm servierte, ließ ich ihn selbst darüber nachdenken ob ich es ernst gemeint hatte oder nicht. Nun musste ich mich jeder erst einmal meinem Expatienten widmen, denn er war wirklich ein sehr netter Mann und er hatte schon sehr viel im Leben durchgemacht. Außerdem meinte er es gut mit den Komplimenten, auch wenn er der Meinung war, dass das alles nur geschleime war. Na dann musste er aufpassen, das er nicht auf der Schleimspur später ausrutschte. Schnell verabschiedete er sich wieder von uns, denn vielleicht merkte er auch, das Bastien wie ein Eisberg zwischen den ganzen Menschen hier wirkte. Seine Hand umgriff die meine, als er sich nun auch mir noch einmal mit vollem Namen vorstellte und natürlich sagte mir seine Firma etwas. Jedoch fand ich die Art wie er es sagte sehr daneben, was in mir den Anschein erweckte, das ihn das hier alles gar nicht Interessierte und er nur wegen der guten Presse für seine Firma hier war. "Wie großzügig von ihnen, Mr. Delon", sagte ich zu ihm, wobei meine Stimme voller Sarkasmus war. Ich kannte einige Firmen, die nur spendeten, damit ihr Name ganz groß in der Zeitung stand. Sie nutzen diese Veranstaltungen nur um ihr Image aufzupolieren und genauso schien es hier mit ihm zu sein. Mit einer Hand fuhr ich durch meine blonden Haare und nahm anschließend mein Glas wieder an mich um etwas zu trinken. "Wieso? Glauben sie etwa ich hätte mir Gedanken über sie gemacht und sie analysiert? Ich liebe meinen Beruf, aber auch ich genieße meine freien Tage, wenn ich denn welche habe." Natürlich hatte ich mir über unsere Begegnung Gedanken gemacht und ja, ich hatte ihn auch analysieren wollen, aber ich hatte es gelassen und auch jetzt versuchte ich es nicht zu tun. Wie er war ging mich nichts an, denn allein schon das ihn das ganze hier rein gar nicht zu interessieren schien, zeigte mir, das er nicht der Typ Mann war, für den ich mich interessieren sollte, auch wenn er etwas an sich hatte, was mich reizte. Wozu, das konnte ich nicht genau sagen. Plötzlich fing die Band an zu spielen, sodass der Raum von herrlichen Klängen erfüllt wurde. Einige liefen sofort zur freien Fläche, die wir zum Tanzen frei gelassen hatten und begannen sich paarweise zur Musik zu bewegen. Da das hier keine Disco war, spielte die Band Musik, zu der man Standarttänze tanzen konnte.




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#9

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 16:16
von Bastien Delon • 52 Beiträge

Der sarkastische Tonfall ihrer Stimme entging mir natürlich nicht. Bewegten wir uns denn allmählich auf dem gleichen Niveau? Sie hielt meiner eisigen Art ganz schön lange stand, recht ungewöhnlich für eine Frau mit ihrem Aussehen. Doch scheinbar vergaß ich bei der ganzen Sache, dass ich hier eine studierte Psychologin vor mir hatte. Sie musste also zwangsläufig was im Köpfchen haben. Und die Art und Weise wie sie von meiner Großzügigkeit sprach, ließ mich schlussfolgern, dass sie mich genauso einschätzte wie ich nicht war. Ich tat gerne etwas Gutes, denn wenn es etwas gab was ich in meinem Leben reichlich hatte, dann war es Geld. Aber ich hasste es mit dem Guten in Verbindung gebracht zu werden. An diesem Punkt trennte ich strikt den Banker von der Privatperson, denn wenn es um so ein Event wie heute Abend ging, schickte ich gerne meine Mitarbeiter und hielt mich aus der Öffentlichkeitsarbeit raus. Ich zog lieber die Fäden im Hintergrund. Nur hatte ich gerade jetzt keine Lust ihr das zu erklären, nur damit sie einen besseren Eindruck von mir gewann. "Natürlich haben Sie darüber nachgedacht, Amelie. Ich bin mir sicher genauso wie sich in meinem Kopf gerade ein Investmentkonzept für Ihre Spenden zurecht legt, denken Sie über meinen üblen Charakter nach, den Sie ja ach so furchtbar finden, aber dennoch hier bei mir stehen und sich irgendwie in Desinteresse üben wollen. Was Ihnen nicht gerade gut gelingt." Ein siegreiches Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit und ich hob triumphierend das Glas Scotch an meine Lippen, um einen ausgedehnten Schluck zu nehmen. Meine Aufmerksamkeit wechselte kurz den Platz und ich musterte das tanzwütige Volk, das die Tanzfläche in Beschlag nahm. Mein Blick schweifte weiter durch den Saal und machte bei meiner eigentlichen Begleitung für den heutigen Abend Halt. Aline stand ziemlich zickig drein blickend in der Ecke und hielt den Blicken von einigen Herren der älteren Semester stand. Ich sollte mal die Seiten wechseln, kam es mir in der Kopf, nicht weil Aline mir Leid tat oder ich den Drang hatte in ihrer Nähe zu sein, nein, nun wollte ich die blonde Schönheit mal vor den Kopf stoßen. Zwischen Amelie und mir lag ungefähr ein halber Meter Distanz, die ich mit einem einzigen Schritt überwand und nun direkt vor ihr stand. Noch immer zierte dieses undurchschaubare Grinsen mein Gesicht und würde ich mich nun vorbeugen, würden sich wohl unsere Nasenspitzen treffen. Ich tat es trotzdem, wobei mein Kopf an ihrem vorbei strich und neben ihrem Ohr ankam. "Selbstverständlich haben Sie die Komplimente von gestern ernst gemeint. Das wissen Sie genauso gut wie ich." Ich tat so als würde ich nur nach meinem Glas Scotch greifen wollen, aber das erklärte diese plötzliche Tuchfühlung natürlich überhaupt nicht. So schnell wie das hier eben geschehen war, so plötzlich war ich auch schon verschwunden und auf dem Weg zum anderen Ende des Festsaals, wo ich direkt auf Aline zusteuerte.

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#10

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 16:45
von Amelie Noelle Lacroix • 153 Beiträge

Es war doch sein Ziel gewesen, das ich ihn genau so einschätzte und auch wenn ich Psychologin war, konnte ich auf den ersten Blick nicht alles wissen. Gedankenlesen gehörte nicht zu meinen Fähigkeiten, auch wenn das oft sehr praktisch gewesen wäre. Daher hatte er ja sein Ziel bei mir erreicht und sein Image als egozentrischer, kalter Geschäftsmann war gesichtert. In seinem Punkt unterschieden wir uns, denn im Gegensatz zu ihm ging ich damit an die Öffentlichkeit, das ich mich für solche Projekte und Veranstaltungen aktiv einsetzte. Nicht der Presse oder des Ansehens wegen, das war mir herzlich egal, sondern weil ich in meiner Position wirklich etwas erreichen konnte, was eben Normalsterbliche nicht konnten, da ihnen die Hände gebunden waren und die Möglichkeiten fehlten. Daher war ich auch auf jeder Veranstaltung persönlich anwesend und auch ich spendete jeden Monat eine hohe Summe von meinem eigenen Gehalt an verschiedene Organisationen. "Ihre Menschenkenntnis ist nicht gerade sehr ausgeprägt, Mr. Delon. Legen sie sich weiter ihre Konzepte zurecht und lassen sie mir mein Desinteresse." Mein leeres Glas stellte ich auf den Tresen um zu gehen, doch da machte er auch schon einen Schritt auf mich zu und stand so nah bei mir, das unsere Körper sich fast berührte. Ich spürte die Wärme, die er ausstrahlte und sah ihn etwas irritiert an, denn ich wusste nicht was das sollte. Sein warmer Atem streifte mein Ohr als er hinein sprach und augenblicklich spannten sich meine Kiefermuskeln an. Wollte er mich etwas provozieren? Ohja das wollte er, denn kurz darauf löste er sich von mir und ließ mich ohne ein weiteres Wort stehen. So ein verdammter Mistkerl! Leicht angesäuert sah ich ihm hinterher, wie er sich durch den Saal hinüber zu seiner Begleitung bewegte und ich knirschte mit den Zähnen. °Nur nicht provozieren lassen Amelie°, sagte ich in Gedanken zu mir selbst, doch dieser Mann reizte mich gerade dazu mich über ihn aufzuregen. Jedoch musste ich das nun verdrängen, denn ich wurde aufgefordert nun auf die Bühne zu gehen und eine kurze Rede zu halten. Na wunderbar und das auch noch genau jetzt. Aber da ich professionell war, lief ich einfach die Stufen hinauf und stellte mich, nachdem die Musik verstummt war , an das Mikro. Zum Glück konnte ich von hier oben aus keine genauen Gesichter erkennen, was das ganze leichter machte. "Guten Abend meine Damen und Herren. Ich freue mich wirklich sehr, das sie heute Abend so zahlreich hier erschienen sind. Wie sie wissen, engagiere ich mich für sehr viele Projekte um das Leben und die Gesundheit der Kinder und der Menschen in den ärmsten Ländern zu verbessern. Natürlich ist das oft ein weiter weg und ohne ihre Unterstützung ist das was wir und vorgestellt haben, auch gar nicht möglich. Doch heute Abend geht es einmal nicht um die Armut in den fernsten Ländern, sondern hier direkt vor unserer Türe. Paris ist eine wunderbar aufblühende Stadt, doch immer noch leiden viele Familien an Armut. Viele Kinder werden in Heime gebracht, da ihr Eltern sie nicht mehr bei sich behalten können. Das Wohl der Kinder und deren Familien ist stark gefährdet. Daher werden die Spenden, die wir heute Abend hier bekommen für den Bau eines Familienzentrums verwendet, in dem sozial schwache Familien mit ihren Kindern zusammen leben können. Betreuer, Ärzte, Sozialpädagogen und Psychologen werden sich dort um die Familien kümmern und mit ihnen gemeinsam neue Wege finden, wie sie mit ihrer Familie in ein besseres leben zurück finden können. Daher bitte ich sie alle, helfen sie uns dieses Projekt zu ermöglichen und machen sie mit uns zusammen Paris zu einer Stadt, in der alle Menschen und Familien neue und gute Chancen bekommen können. Ich danke ihnen." Applaus ertönte im ganzen Saal und mit einen Lächeln auf den Lippen lief ich die Treppen wieder hinunter. Glückwünsche und Anerkennungen bekam ich nun von allein Seiten zu hören und ein junger Geschäftsführer, er musste ende Zwanzig sein, bat mich um einen Tanz, den ich nicht abschlagen konnte. Doch mein Blick wand sich einmal suchend im Saal um, bis ich Bastien wieder entdeckt hatte. Natürlich tat ich das ganze unauffällig.




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#11

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 17:16
von Bastien Delon • 52 Beiträge

Während ich selbstgefällig durch den Saal schlenderte, spürte ich ihren Blick auf mir ruhen und es fühlte sich an, als würden sich Pfeilspitzen in meinen Rücken bohren. Ich konnte zwar nicht zuordnen, ob es sich dabei um einen so intensiven Blick des Abschieds handelte oder sie mir die Pest an den Hals für meinen Auftritt wünschte. Aline machte große Augen als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder bei ihr ankam. Ich blickte sie kühl an, stellte mich direkt neben sie und legte ihr einen Arm um die Taille. Wir starrten beide hinauf zur Bühne, von der aus gerade die Begrüßungsrede der Schirmherrin angepriesen wurde. <Wo warst du die ganze Zeit über? Um den ganzen Abend alleine in einer Ecke zu stehen bin ich nicht mitbekommen. Dein Egotrip geht mir ziemlich auf die Nerven, Bastien!>, fauchte mir eine gereizte Aline entgegen. Doch ihre Worte würden bei mir und meinem Verhalten niemals etwas bewirken können, zumal sie mir viel zu unwichtig war und das wusste sie ganz gewiss. Ich festigte den Griff um ihre Taille und zog sie näher an mich heran, wobei sie fast ein wenig ins Straucheln geriet. Meinen Kopf drehte ich in ihre Richtung und sah zu ihr herab. "Dann wärst du eben zu Hause geblieben." Ganz ehrlich, hätte sie nicht sofort auf meine Einladung hin eingewilligt, würde jetzt irgendeine andere, nennen wir es Bekannte, neben mir stehen. Ziemlich unbekümmert schnitt ich hier das Wort mit einem "Sssch" im Mund ab und blickte wieder nach vorn, denn Amelie hatte bereits die ersten Worte verlauten lassen. Aus dem Augenwinkel musterte ich die umher stehenden Leute, die angeregt zuhörten und an der ein oder anderen Stelle betroffen nickten. Amelies Worte fanden wirklich mehr als nur Anklang und ich bildete mir ein, dass manche sogar schon ihr Scheckbuch aus der Anzugtasche zogen. Auch mich beeindruckte ihr Auftreten, so sicher und souverän, als würde sie den ganzen Tag nichts anderes machen. Aber wen wunderte es auch, schließlich hatte sie mich ja auch schon von Qualitäten überzeugt, die sie eigentlich gar nicht besitzen durfte. Nach dem der Beifall verebt war, beobachtete ich das Geschehen um Amelie ganz genau. So ein junger, erfolgreicher Geschäftsführer eine Rechtsanwaltskanzlei forderte sie doch tatsächlich zum Tanzen auf und sie ließ sich darauf ein. "Wir tanzen." Herrschte ich Aline an, ohne sie auch nur anzusehen. Sie konnte gar nicht anders als mitzukommen, denn prompt löste ich den Arm von ihrer Taille, griff ich auch schon besitzergreifend nach ihrer Hand. Auf dem Weg zur Tanzfläche leerte ich mein zweites Glas Scotch und stellte es auf dem Tablett eines umher laufenden Kellners ab. Geschickt schob ich uns in die Mitte der Tanzfläche, nur wenige Meter von Amelie und ihrem Tanzpartner entfernt. In gewohnt kühler Manier zog ich Aline zu mir und wir begannen langsam zu tanzen, wobei sie stetig versuchte meine Aufmerksamkeit für sich zu ergattern, doch ich beobachtete Amelie und als sich unsere Blicke schließlich trafen, hielt ich ihrem musternden Blick stand.

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#12

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 17:39
von Amelie Noelle Lacroix • 153 Beiträge

Eigentlich sollte man meinen das ich es schon gewöhnt war Reden zu halten, aber in Wahrheit hatte ich jedes Mal davor Lampenfieber, denn man wusste nie, wie die Leute reagierten. Doch immer wieder machte ich mir unnötig Sorgen, denn alles klappte wunderbar und jeder war begeistert, von dem was ich gesagt hatte. Was das betraf wusste ich genau was ich den Leuten vermitteln wollte und da ich voll und ganz dahinter stand, kam das auch mehr als souverän rüber. Da ich es nun hinter mir hatte kam der angenehmere Teil des Abends und ich musste nur noch Tanzen und nette Gespräche führen. Angestellte würden im Raum umher gehen und die Spenden einsammeln, die wir morgen früh zusammen zählen würden. Doch nun konzentrierte ich mich auf den netten jungen Mann vor mir, Theo hieß er und ließ mich von ihm über die Tanzfläche führen. Er machte das wirklich gut und sein Lächeln sagte mir, das es auch im Spaß machte. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, das er die Kanzlei von seinem Vater geerbt hatte und er diese seit gut zwei Jahren jetzt schon alleine führte. Auch sagte er mir, das er sich so gut es ging für solche Aktionen wie diese hier einsetzte, denn es sei ihm ein Anliegen. Doch leider merkte ich, dass er das nur sagte, um mich zu beeindrucken, denn seine Mimik sprach etwas ganz anderes als das, was er zu mir sagte. Jedoch tanzte ich brav weiter, unterhielt mich mit ihm und hoffte, dass das Lied bald zu ende sein würde. Einen Moment hatte ich nicht aufgepasst und als ich wieder durch eine Drehung in die richtige Richtung sah, da stand Bastien mit seiner Begleitung auf der Tanzfläsche und tanzte mit ihr. Was sollte das denn schon wieder? Wollte er mich provozieren? Wie es schien ja, denn als sich unsere Blick trafen ließ er meinen nicht mehr los und auch als ich wieder in eine Drehung gezogen wurde, fing er ihn danach sofort wieder auf. Vor ihm versuchte seine Begleitung vergebens seine Aufmerksamkeit zu bekommen, was irgendwie ulkig aussah und unweigerlich musste ich Lächeln. Doch ich hatte meinen Tanzpartner außer acht gelassen, der meinte, auf Tuchfühlung gehen zu müssen, denn plötzlich spürte ich seinen Körper eng an meinem und sich sah ihn überrascht an. Ich wollte hier keine Szene machen, weshalb ich mich versuchte dezent weg zu drücken aber der Kerl ließ nicht locker. Na wunderbar. Wie sollte ich denn das nur schaffen ohne hier einen Aufruhr zu starten. Nocheinmal versuchte ich mich von ihm weg zu drücken, sagte ihm, das mir das etwas zu nah wäre, aber er ging nicht darauf ein.




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#13

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 18:06
von Bastien Delon • 52 Beiträge

Es amüsierte mich zunehmenst Amelie dabei zuzusehen, wie ich sie ein wenig aus dem Konzept brachte und auch mir gelang es nur schwer ein entsprechendes Grinsen zu verstecken. Leider war ihre vorübergehende Unaufmerksamkeit auch ihrem Tanzpartner nicht entgangen, der nun Anstalten machte, sie wieder ganz für sich zu gewinnen. Ich sah mir das aus der Entfernung mit kritischem Blick an und bemerkte dabei natürlich die Unbehaglichkeit von Amelie und wie sie sich wenig erfolgreich aus seinen Armen versuchte zu retten. <Ich bin müde und will nach Hause, Bastien.>, durchkreuzte Aline meine Gedanken und verwirrt schenkte ich ihr nun doch einen flüchtigen Blick. Wir blieben mitten im Lied stehen und sie zog sich augenblicklich einen Schritt zurück, um wie ein kleines Kind die Arme vor dem Körper zu verschränken. Irritiert über ihe plötzliche Trotzigkeit zog ich eine Augenbraue in die Höhe und redete ihr mit leiser Stimme gut zu. "In Ordnung. Geh dich noch mal frisch machen und dann bin ich sofort bei dir. Ich muss hier nur noch etwas erledigen." Meine Worte stellten sie scheinbar zufrieden, denn freudestrahlend machte sie kehrt und verlies dann auch schon schnellen Schrittes die Tanzfläche. Die war ich also für ein paar wertvolle Minuten los, ging es mir durch den Kopf und nun wollte ich mich Wichtigerem widmen. Suchend drehte ich mich nach Amelie und ihrem ganz persönlichen Grabscher herum, die ich links von mir in etwa fünf Meter Entfernung ausmachen konnte. Mir schien so, als wäre er ihr noch näher gekommen und anhand ihrer hektisch wirkenden Mimik, versuchte sie ihm das gerade auszureden. Ohne auch nur weiter zu überlegen näherte ich mich den beiden und legte diesem Theo eine Hand auf die Schulter. "Entschuldigen Sie? Ob ich Ihnen wohl die nette Dame für einen kurzen Tanz entwenden dürfte?" Dass das eigentlich keine Frage war sondern eher ein Befehl unterstrich der feste Druck meiner Hand auf seiner Schulter und mein arrogantes, falsches Lächeln tat sein übriges. "Amelie hat mir den nächsten Tanz fest versprochen und was man verspricht sollte man doch eigentlich auch halten, meinen Sie nicht?" Noch ein letzter Blick auf diesen Dummkopf und weg war er, wenn auch ein wenig verwirrt drein blickend und etwas vor sich hin stotternd. Ich griff kurz darauf nach Amelies Hand und legte meine andere Handfläche an ihre Taille. Forschend sah ich sie an und fragte dann, "Alles in Ordnung?" Seltsame Frage, aber nur weil sie aus meinem Mund kam. Wir begannen langsam im Klang der Musik zu tanzen und während ich sie führte ergänzte ich noch schnell etwas. "Seltsame Gäste haben Sie hier." Mein Schmunzeln verriet ihr, dass ich sowohl den Rechtsanwalt als auch ein bisschen mich selbst meinte. Selbstironie war zwar recht selten für mich, aber sie war vorhanden.

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#14

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 18:29
von Amelie Noelle Lacroix • 153 Beiträge

Wie ich solche Situationen hasste, denn er wusste sicher genau das ich hier keine große Szene machen würde, denn sonst wäre der Abend gelaufen und das wollte ich nicht. Doch wie konnte ich diesen Kerl abschütteln? Mich nervte es, das solche Kerle wie er mich nur für eine hübsche Blondine hielten, die wahrscheinlich mit jedem ins Bett stieg, der sie auch nur nett anlächelte. Was für ein Unsinn! Zwar war ich Blond, aber ich war nicht der Typ dafür, der jeden in sein Bett ließ nur weil er mich nett anlächelte. Ich hatte es doch nicht mal geschafft in den letzten Jahren eine Beziehung zu führen. Und nun meinte dieser Kerl hier mich begrapschen zu müssen, was ich gar nicht amüsant fand. Und die Leute um uns herum waren so in ihre Gespräche vertieft, das keiner von ihnen etwas davon mitbekam. Gerade als ich wirklich drauf und dran war ihm wirklich eine zu scheuern, stand plötzlich Bastien hinter ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Ok, auch wenn er mich zuvor tierisch mit seinem Verhalten provoziert hatte, so war ich jetzt umso erleichterter ihn zu sehen. Er machte Theo unterschwellig klar, das er die biege machen sollte, auch wenn er das rein gar nicht so ausdrückte, doch auch er schien es zu hören, denn nach einem kurzen Augenblick ließ er mich los und verabschiedete sich von mir. Auch wenn er spendete, ihn würde ich garantiert nicht mehr in meine Nähe lassen. Bastien hingegen schien das mit dem Tanz ernst gemeint zu haben, denn er nahm meine Hand in seine und legte die andere an meine Taille, sodass ich meine auf seine Schulter legen konnte. So begannen wir uns im Takt der Musik zu bewegen und ich musste gestehen, das er viel besser tanzte und führte als Theo es zuvor getan hatte. Das passte definitiv zu seinem Stil, den er an den Tag legte und kurz sah ich mich um, bevor ich ihm in die Augen sah. "Ja, es ist alles wieder in Ordnung. Danke." Das war mein voller Ernst und das konnte man auch an meinen Augen sehen. Für diesen kurzen Moment war es mir egal, das er eigentlich ein arroganter Mistkerl war, denn er hatte mich geholfen und das war mir viel mehr wert. "Das nächste Mal werde ich die Gästeliste wohl besser überprüfen müssen." Sein Schmunzeln gefiel mir, denn das ließ ihn nicht so grießgrämig erscheinen wie er es zuvor immer zeigte. Neben uns hörte ich plötzlich ein genervtes Räuspern und als ich dort hin sah, stand da seine Begleitung die alles andere als erfreut war ihn tanzen zu sehen. Tatsächlich wetterte sie los wie ein trotziges Kind und meinte dann, sie würde mit dem Taxi nach Hause fahren. Und schon drehte sie sich um und verschwand nach draußen. "Sehr energische Frau haben sie da Mr. Delon."




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#15

RE: Saal

in Hotel 28.10.2012 18:58
von Bastien Delon • 52 Beiträge

Während sie antwortete, dass alles in Ordnung sei und es ihr somit gut ging, verfolgte mein Blick noch kurz Theo, der sich wohl dazu entschlossen hatte den Festsaal ganz zu verlassen. Jedenfalls konnte ich beobachten wie er sich mit einem anderen jungen Kerl kurz austauschte und dabei Amelie und mir einen verachtenden Blick zuwarf und dann auch schon verschwunden war. "Ich glaube, eine Spende haben Sie von dem nicht mehr zu erwarten." Mit dieser Einschätzung lag ich wohl genau richtig. "Aber keine Sorge, ich übernehme das." Es gelang mir einfach nicht, mal bloß freundlich zu sein ohne einen weiteren Satz Sarkasmus. Wir sahen uns ein paar Takte der Musik einfach nur an und es war doch schon mal ein guter Start für mich, wenn mir die Worte fehlten. Und gerade als ich etwas erklären wollte, tauchte meine Begleitung wie aus dem Nichts neben uns auf. Verdammt, das hatte ich ja vollkommen vergessen und da ich mich am heutigen Abend nicht nur vor Amelie wie das letzte Arschloch aufgeführt hatte, konnte ich Aline unmöglich so ziehen lassen. "Ja, ziemlich energisch. Aber ich mag energische Frauen, mir wird sonst schnell langweilig." Wieder zierte dieses trockene Lächeln mein Gesicht und kurz nachdem Aline von der Tanzfläche verschwunden war, blieb ich stehen und löste meine Hände von Amelie. "Ich sollte jetzt gehen. Aber denken Sie nicht, ich würde ihr hinterher laufen.", dabei deutete ich mit einer Kopfbewegung in Richtung Ausgang. Mit einer Handbewegung zog ich ein längliches Stück Papier aus der Innentasche meines Jacketts, das unschwer zu erkennen ein Scheck war, ausgestellt zu Gunsten der heutigen Gala. "Hier. Deshalb sind wir doch schließlich hier." Mit diesen Worten überreichte ich ihr den Scheck, der auf eine halbe Million Euro notiert war. "Einen schönen und vor allem erfolgreichen Abend noch, Amelie." Mit einem knappen Nicken ging ich an ihr vorbei und als ich bereits wenige Schritte von ihr entfernt war, drehte ich noch mal den Kopf auf halbe Richtung zu ihr. "Ach und sagt man nicht alle guten Dinge sind drei?" Damit spielte ich natürlich auf eine dritte Begegnung unsererseits an. Das amüsierte Schmunzeln um meine Mundwinkel konnte sie nicht mehr sehen, denn schon wieder war ich dabei einfach zu verschwinden. Ich ging auf kürzestem Weg aus dem Saal und erwischte Aline außerhalb des Hotels, noch bevor sie in ein Taxi gestiegen war.

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