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Unsere Küsse vernebelten mir die Sinne, löschten meine Gedanken aus, die ich zuvor gehabt hatte und alles was in diesem Moment zählte waren er und ich, hier auf dieser Couch, zusammen. Ich hatte das Gefühl, das er sich immer weiter öffnete, das er sich jetzt auch nicht verschließen wollte, denn wenn ihm seine Zurückweisung zuvor schon leid getan hatte, dann würde er das jetzt nicht noch ein zweites Mal tun. Unter meinen Fingern spürte ich sein Herz schlagen, zuvor noch gleichmäßig, jetzt immer schneller werdend. Ihn ließ das hier also nicht kalt, ebenso wenig wie mich, denn auch mein Herz raste und ich wollte mich nicht von seinen Lippen lösen. Jedoch vernahm auch ich das nervtötende Klingeln des Telefons, was mir in diesem Moment überhaupt nicht passte und ich verfluchte die Moderne Technik. Wer wagte es denn mich genau jetzt anzurufen? Da wusste ich, das es kein Anruf von außen sein konnte, denn meine Sprechstundenhilfe leitete nie Anrufe weiter, wenn ich gerade in einer Sitzung war. Seufzend stand ich auf und sah ihm in die Augen. "Ich bin gleich wieder da." Damit drehte ich mich um und lief hinüber zum Schreibtisch um mir den Hörer zu krallen. "Ja?" >Amelie, ich würde nun Feierabend machen, wenn es dir recht ist. Ich möchte noch etwas Zeit mit meiner Tochter verbringen.< Dafür rief sie mich an? Sonst ging sie doch auch einfach immer, wenn sie wusste, das ich den letzten Patienten des Tages bei mir sitzen hatte. Wieso gerade jetzt? Hatte sie etwas gewusst? "Geh nach Hause. Ich brauche noch eine Weile." Damit legte ich auf und atmete kurz einen Augenblick durch. Der Moment zwischen und war durch dieses blöde Klingeln zerstört worden, das wusste ich. Jedoch hoffte ich, das er nun offener war oder auch, das wir diesen Moment neu aufbauen konnten. Daher drehte ich mich um und ging wieder zu ihm zurück, doch im Gegensatz zu vorher, ließ ich mich neben ihm nieder und nicht auf seinen Schloss. Er sollte nicht denken, das ich mich einfach so in seine Arme warf, sondern ich wollte zuvor wissen, was das hier nun war. War es nur Spaß für ihn? Oder war es wirklich so, das er es einfach nicht beschreiben konnte, was in ihm vor ging. Langsam schob ich meine Hand unter seine und sah ihn von der Seite her an. "Es war meine Sprechstundenhilfe. Sie ist nach Hause gegangen." Abwartend saß ich nun hier, denn das was wir hier taten wich in allen Weisen von einer normalen Therapiestunde ab, doch er war nicht einfach nur ein Patient, den ich therapieren wollte. Ich wollte Bastien verstehen, wollte wissen, wieso er so geworden war, wie er eben nun war und das konnte ich nur, wenn er mit mir sprach. Denn so konnte ich nach und nach die kleinen Puzzleteile zusammen fügen.






Sie wollte wohl genauso wenig gestört werden wie ich und es brachte mich augenblicklich zum Schmunzeln, als sie so missmutig aufstand und den Anruf etwas gereizt entgegen nahm. Ich musterte sie, wie sie recht kurz angebunden den Anrufer zum Schweigen brachte und dann wieder zu mir zurückkehrte. Ihre Wangen waren leicht errötet, aber auch mir war ziemlich warm geworden, ich fühlte mir sogar erhitzt. Gerade als ich mich in die Polster der Couch zurück lehnen wollte, schob sich ihre Hand unter meine und ich hielt sofort in der Bewegung inne. Auch wenn sich ihre Berührung gut anfühlte, so war es mir dennoch nicht möglich mich zu entspannen, schließlich war gerade etwas Aufregendes zwischen uns geschehen und auch ich musste diese Tatsache erst einmal verarbeiten. "Dann hast du heute keine anderen Termine mehr?", stellte ich ihrer Aussage nach zu urteilen fest und drehte den Kopf zur Seite, um sie besser ansehen zu können. Es war nicht nur so, dass ich mich ihr gegenüber mehr öffnete, nein, auch mein Blick oder besser gesagt der Ausdruck in und um meine Augen hatte sich verändert. Er war weicher und nicht mehr so verbissen wie eh und je. "Ich hoffe, sie ahnt nichts. Ich will nicht, dass du in eine unangenehme Lage vor deinen Angestellten kommst.", damit meinte ich ihre Sprechstundenhilfe und deren Anruf, über den Amelie ganz offensichtlich verwundert oder verärgert war, was genau konnte ich nicht so recht einschätzen. "Ich sollte mir wohl lieber überlegen, ob es einen zweiten Besuch noch mal geben sollte, hier bei dir in der Praxis.", der Anflug eines feinen Lächelns huschte über mein Gesicht und während ich sprach, drehte ich mich etwas zur Seite, wobei ich ein Bein leicht anwinkeln musste, aber ich wollte sie direkt ansehen können. Noch immer ruhte meine Hand auf ihrer und ich festigte den Griff etwas, um ihre Hand gemeinsam mit meiner anzuheben und diese dann auf meinem Oberschenkel oberhalb des Knies ablegen zu können. "Hast du heute Abend noch etwas vor? Wir könnten etwas essen gehen und....uns unterhalten.", damit bot ich ihr auf gewisse Weise die Möglichkeit auf Erklärungen, die sie oder viel mehr wir brauchten, um herauszufinden, was das hier zwischen uns war.

"Nein ich habe heute keinen weiteren Termin mehr. Deswegen konnte ich dich auch noch dazwischen schieben, sonst wäre die Praxis schon zu. Aber für Notfälle nehme ich mir immer Zeit und mir scheint, das ich genau das Richtige getan habe." Mit einem Lächeln sah ich ihm in die Augen, da er sich zu mir gedreht hatte und ich nicht mehr nur sein Profil ansehen musste. "Ich denke nicht das sie etwas ahnt. Normalerweise ruft sie auch nicht an, wenn sie geht, denn wir haben es so vereinbart das sie Feierabend machen kann, sobald der letzte Patient bei mir im Zimmer ist. Sie hat eine kleine Tochter und ich versuche es ihr damit etwas einfacher zu machen, denn so hat sie nachmittags noch Zeit mit ihr. Daher mach dir da mal keine Gedanken darum." Denn ich machte mir auch keine. Mein Blick glitt zu unseren Händen, da er meine Hand fest hielt und das zauberte mir wieder ein Lächeln auf die Lippen. "Wenn, dann solltest du immer der letzte Patient des Tages sein, da ist man hier immer ungestört." Aber natürlich wusste ich, wie er das gemeint hatte und vielleicht war es wirklich besser, wenn es sich so keinen Termin mehr geben ließ. Jedenfalls war meine Sprechstundenhilfe nicht dumm und irgendwann würde sie etwas wittern. Mit meiner freien Hand schob ich mir eine Strähne meines blonden Haares hinter das Ohr, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte und sah ihn aufmerksam an, als er mich fragte, ob ich heute Abend noch etwas vor hatte. "Ganz zufällig steht heute Abend noch nichts in meinem Terminkalender, also würde ich mich über ein Essen sehr freuen." Natürlich stand so gut wie nie etwas in meinem Kalender was den Abend betraf, denn ich hatte ja schon einmal vor ihm geäußert, das ich mich eher um Charityprojekte als um mein Privatleben kümmerte. "Und eine Unterhaltung klingt herrlich. Ich denke das wir die Sitzung hier beenden können." Grinsend stand ich auf und lief zum Schreibtisch um meine Sachen zusammen zu packen, denn da ich die letzte war, konnte ich auch nicht alles zu herum liegen lassen. Vor dem Spiegel, der hier hing, öffnete ich meinen Zopf und kämmte meine Haare mit den Fingern durch, sodass ich nicht mehr so streng aussah. Für meine Patienten war das sehr gut, doch wenn ich mit ihm weg wollte, dann sollte ich doch etwas freier aussehen. "Also ich wäre fertig", sagte ich an ihn gewand und lief zur Türe. Als auch er zu mir getreten war, hakte ich mich bei ihm unter und nachdem ich alles abgeschlossen hatte, verließen wir gemeinsam die Praxis und machten uns auf zu einem Restaurant.







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